Niederbayern fordern vehement Parteigründung - Dr. Helmut Steininger Landesvorsitzender?
von Walter Schöttl
Deggendorf. Der Aufstand kommt aus Niederbayern: Die Freien Wähler
betreiben die Gründung einer Partei. Bisher sind sie nur ein eingetragener
Verein. Bei der Bezirksversammlung am Sonntagabend in Deggendorf/Fischerdorf
versuchte der designierte Landesvorsitzende Johann Deuerlein (Hilpoltstein) die
Forderungen niedrig zu halten: Dafür werde es bei der Landesversammlung im März
keine Mehrheit geben. Es könnte wie schon 1998 zu einer Zerreißprobe kommen.
Eigentlich hatte der Vorsitzende der FW-Bezirkswählergruppe, Dr. Helmut
Steininger, nur einen "informellen Zirkel" zu denkbar ungünstiger
Zeit am Sonntag erwartet. Der überraschend große Zuspruch ließ schon erahnen,
dass "Zündstoff" in der Luft lag.
Eigentliche Hauptthemen sollten die Diskussion um den Nachfolger für den nach
25 Jahren aus dem Amt scheidenden Vorsitzenden des Landesverbands, Landrat Armin
Grein (Main-Spessart), sein. Dazu hatten sich auch sein designierter Nachfolger
Bürgermeister Johann Deuerlein und die stellvertretende Landesvorsitzende Eva
Gottstein (Eichstätt) eingefunden.
Steininger erinnerte an die für die Freien Wähler enttäuschende Landtagswahl
2003, kündigte aber gleichzeitig an: "Wir wollen es nochmal packen."
Dazu müssten im März die personellen und organisatorischen Weichen gestellt
werden. Vor allem müsse man das verwirrende Nebeneinander von Verband und Wählergruppe
unter einen Hut bekommen. Die Möglichkeiten eines Zusammenschlusses würden
derzeit juristisch geprüft.
In jedem Fall aber, so Steininger, sollte künftig bei den Vorstandschaften des
Verbands und der Wählergruppe auf Landes- und Bezirksebene Personalunion
hergestellt werden.
Der Bezirksvorsitzende gab die Hauptschuld für die Niederlage bei den
Landtagswahlen der kurzen Vorbereitungszeit. Mit dem Projekt "Freie Wähler
2008" beginne man bereits jetzt mit den Vorbereitungen für die Landtags-
und Bezirkstagswahlen.
In der Diskussion wurde der Ruf nach einer Parteigründung laut, nicht zuletzt,
um auch in den Genuss von Geldern aus der Wahlkampferstattung zu kommen.
"Nur mit Mitgliederbeiträgen kann man eine Wahlschlacht nicht führen",
sagte ein Diskussionsteilnehmer. Heinrich Schmidt vom Kreisverband Regen brachte
es unter viel Beifall auf einen Nenner: "So wie jetzt können wir nicht
weitermachen. In der Öffentlichkeit werden wir als Partei gesehen, deshalb
sollten wir auch den Schritt zur Partei wagen, sonst gibt es Probleme in den
niederbayerischen Kreisverbänden."
Landesvorsitzender Deuerlein warnte: Mit der Parteigründung verliere man den
Charme als Freie Wähler. Im Übrigen werde es dafür bei der
Landesdelegiertentagung keine Mehrheit geben. So sah es auch Stellvertreterin
Eva Gottstein: "Ich wäre nicht abgeneigt, aber es ist ein reines
Rechenexempel: Außer Niederbayern, der Oberpfalz und Mittelfranken macht kein
Bezirk mit."
Bezirksvorsitzender Steininger versuchte es mit einem Kompromiss: Zunächst
sollten die Straffung der Organisation und Verabschiedung eines
Grundsatzprogramms ("Als liberalkonservative Alternative mit sozialem
Gewissen") in Angriff genommen werden, in den nächsten Jahren könne man
immer noch darüber diskutieren, "ob wir nicht formell Partei werden
sollten".
Das ging vielen Versammlungsteilnehmern nicht weit genug: Sie forderten eine dem
niederbayerischen Wahlergebnis entsprechende Präsenz im Landesverband und -
wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand - eine (Gegen-) Kandidatur von
Bezirkschef Dr. Steininger.